7% Mehrwertsteuer – ein Steuergeschenk?

- Blogbeitrag vom 02.10.2025 -

 

Zum 1. Januar 2026 soll die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie wieder von 19 auf 7 Prozent fallen! „Ein Geschenk der CSU an die Gastronomie“, „Klientelpolitik“, „Steuergeschenk“ …

Ist es das wirklich? Wenn ich mir Markus Söders Lobbygeflecht so anschaue, ließe es sich vermuten.

 

Für uns ist es ein Rettungsanker, eine dringend benötigte Pause von einem enormen finanziellen Druck, eine Chance,

auch in Zukunft Gutes zu kreieren.

Wir schauen auf uns. Wir mussten und müssen Wege finden, Kosten reduzieren, unternehmerischer Verantwortung gerecht werden.

Wir müssen aber auch leistbar sein, Menschen zusammenbringen, gute Arbeitsbedingungen schaffen,

zukunftsfähig einkaufen und arbeiten.

Für uns bedeutet das Tierwohl, nachhaltige Erzeugungsmethoden, sozialverträgliche Arbeitsbedingungen,

familienkompatible Arbeitszeiten und so vieles mehr.

 

Der Sturm der letzten Jahre war enorm für uns und unsere Branche. Ganz besonders für diejenigen von uns, die auf Qualität,

Handarbeit und Nachhaltigkeit gesetzt haben und setzen.

Corona, Energiekrise, in der Folge unglaubliche Kostensteigerungen, Mindestlohnerhöhungen …

 

In einer Branche, die preislich schon vorher so schlecht aufgestellt war wie kaum in einem anderen vergleichbaren Land

in Europa, waren die Kostensteigerungen so rasant, dass wir nicht gesund hinterherkommen konnten.

Und wir sind in der Innenstadt, haben keine Schwierigkeiten, Personal zu finden, und uns durch langjährige Vorarbeit davor befreit, von den falschen Preisvorstellungen potenzieller Gäste fremdbestimmt zu werden.

Unsere Gäste vertrauen uns, wenn wir ein Gericht bepreisen.

Sie müssen es sich aber auch leisten können.

 

Kurzum: Wir, große Teile unserer Branche und auch unsere Gäste sind auf der Strecke geblieben.

So sehr wir uns auch bemüht haben, wir konnten nicht allem und allen gerecht werden.

Für uns ging es besonders seit dem Beginn des Ukrainekrieges nur um das wirtschaftliche Überleben.

Das haben wir bis hierher mit Ach und Krach geschafft. Sicher mit einer tollen gastronomischen Arbeit und sehr zufriedenen Gästen. Aber auch mit einem deutlich kleineren Team, unfassbar geschwächten Nerven und finanziell immer am Limit.

Stagnation in wichtigen Bereichen.

Aus Angst, Sorge und unternehmerischer Pflicht haben wir gar unsere bis dato unantastbaren Qualitätsansprüche diskutiert.

Wir sind noch da. Das ist ein Erfolg, und vielleicht gab es in diesen Zeiten für uns auch gar nicht mehr zu gewinnen,

als einfach nur irgendwie dabei zu bleiben.

 

Aber wir freuen uns sehr auf den 1. Januar 2026. Wir sehnen diese Steuererleichterung sehr herbei.

Wir hoffen, unser Team wieder aufstocken zu können, um die von uns gewohnte Leistung auch weiterhin erbringen zu können,

ohne selbst dabei zugrunde zu gehen. Wir hoffen auch darauf, unseren Gästen mehr Möglichkeiten für zukünftige Besuche zu bereiten.

Für uns als Speiselokal Canova ist die geplante Mehrwertsteuersenkung keine Klientelpolitik oder ein Steuergeschenk,

für uns ist es die dringend benötigte politische Einflussnahme, um eine aus unserer Sicht elementare und wichtige Branche

am Leben zu halten.

 

Ist es fair, einen Steuersatz für einen Teil einer Branche auf das gleiche Niveau des anderen Teils dieser Branche (Außer-Haus-Verkauf)

zu senken und anzupassen? Zumindest das!

Ist es fair, einen reduzierten Steuersatz für die Gastronomie zu haben, während andere Branchen und Dienstleistungen

in Deutschland bei 19 % verbleiben?

Vielleicht hilft hier der Blick in das europäische Ausland, um ein Bewusstsein für Verhältnismäßigkeit,

Fairness und Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen.

 

Welche Gedanken ich hierzu noch habe und hatte und welche möglichen Wege aus meiner Sicht noch sinnvoll wären, lest ihr in meinem Schreiben an eine Bundestagsabgeordnete aus dem Dezember 2023: